Der Walter Zoo in Gossau verfügt über eine neue Attraktion: Das Chamäleon. Farblich gut abgestimmt auf die Umgebung und somit leicht übersehbar, thront es auf einem Baumast im neu erstellten Savannnenhaus. Am Wochenende habe ich der urtümlichen Echse erstmals einen persönlichen Besuch abgestattet. Ob sich das Tier darüber freute, vermag ich nicht abschliessend zu beurteilen. Die eher grünliche Färbung liess eine gewisse Zurückhaltung immerhin erkennen. Für diese Gleichmut habe ich Verständnis. Schliesslich verfügt die Echse über ein Sehvermögen, welches auf die Distanz von einem Kilometer die kleinsten Details zu erkennen vermag.
Das Problem: Auch die beste Tagescreme kann die Anzeichen meines zunehmenden Alterungsprozesses nicht ausreichend verbergen. Der kritische Blick des Chamäleons bleibt also verständlich und sei gleichsam verziehen. Wie alles im Leben hat auch diese kritische Würdigung hingegen sein Gutes: Ein plötzliches Balzverhalten und damit verbunden die Gefahr, die in Sekundenbruchteilen hervorschnellende Zuge des bunten Tiers plötzlich im Gesicht zu spüren, scheint definitiv gebannt. Falten im Gesicht sind also nicht nur schlecht. Oder anders ausgedrückt: Die Spuren des Lebens mit den Erfahrungen der Vergangenheit helfen uns durchaus dabei, künftige Unannehmlichkeiten zu vermeiden.