18Jul

Die Wespe

Meine fast 3-jährige Tochter wurde kürzlich von einer Wespe am Kinn gestochen. Der Schmerz und der Schreck haben sich bei der kindlichen Beurteilung des Vorfalls wahrscheinlich die Waage gehalten. Was für ein ungehobeltes Tier, welches sich ein so unerwartetes Verhalten erlaubt.

Seit diesem Vorfall vermag ihr das Summen eines Insekts in unmittelbarer Nähe bereits grosse Angst einzuflössen. Bei solchen Begegnungen zieht sie jeweils ihre Mütze ganz tief über das Gesicht. Einerseits, um eine erneute Attacke des fliegenden Ungemachs so schwierig wie möglich zu gestalten. Andererseits aber sicher auch, um die Realität bestmöglich ausblenden zu können, mindestes für einen Augenblick lang.

In meiner ersten Reaktion habe ich mich über das clevere Verhalten meiner Tochter gefreut. Die Lehren wurden also gezogen und die unliebsame Erfahrung hat ein künftig vorsichtigeres Verhalten zur Folge. Nur, ist das wirklich richtig?

Alle Menschen erleben im Laufe ihres Lebens schwierige Situationen. Die Wespe aus der kleinen Anekdote mag als Metapher für die teilweise schmerzhaften Erfahrungen in unserem menschlichen Dasein – und unsere Lehren  daraus – dienlich sein. Dennoch glaube ich, dass wir Menschen gut daran tun, unser Verhalten nicht allzu sehr von Niederlagen oder der Vergangenheit an sich leiten zu lassen. Was passiert ist, kann leider nicht rückgängig gemacht werden. Positiv gestalten lässt sich nur die Zukunft. Dabei sind die Erfahrungen aus der Vergangenheit durchaus wichtig, dürfen aber unsere Zuversicht und unseren Optimismus nicht allzu sehr beeinträchtigen. Und um zu der Metapher zurückzukehren: Meine Tochter würde den ganzen Sommer verpassen, wenn sie mit der Mütze ihren Blick verschliesst. Dabei sieht sie auch den Schmetterling nicht, der sich gerade seinen Weg über die Blüten bahnt. Und das wäre doch wirklich sehr schade.

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2 Kommentare

  1. 🙂 und en Gruess eigentlich würde ich den Smiley gerne – passend zum Schmetterling – viel Grösser zeichnen

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