“Eltern sein” ist ein Vollzeitjob. Eine der schönsten – aber mitunter auch eine der schwierigsten – Aufgaben, welchen man im Leben begegnen kann. Von heute auf morgen wird man in die Welt der Babypflege, des “Windeln wechseln” sowie des offensiv und unmissverständlich geäusserten zivilen Ungehorsams eines neuen Familienmitglieds, katapultiert. Ganz ohne Ausbildung, ganz ohne Anlehre muss man sich in bisher unbekanntem Terrain und Gefilde zurecht finden, Fallstricke lauern an jeder Ecke, nächtelanges Wachen am Bett eines rebellischen, zahnenden Pavarottis mit einer mässig begeisternden Sopran-Stimmlage gehört genauso zum Tagesprogramm – oder sollte man nicht besser Tagesbefehl sagen – wie die Diskussion mit einer Fünfjährigen über die Sinnhaftigkeit, im Hochsommer nicht mit den Winterhandschuhen den Kindergartenweg zu bestreiten. Der helle Wahnsinn also. Ich werde diese Zeit schon jetzt vermissen.
Guter Rat ist in der Tat oft teuer. Zum Glück gibt es bereits heute viele Angebote, welche Unterstützung gewährleisten. Die Mütter- und Väterberatung oder die Elternberatung zum Beispiel hilft Eltern, sich in der neuen Situaton zurecht zu finden und bietet umfassenden Support. Zahlreiche weitere Angebote decken Fragen rund um die Elternschaft und die Erziehung ab.
Teile meiner Partei, der CVP, wollen nun im Kanton einen neuen Weg beschreiten. Eltern sollen Erziehungskurse besuchen und – bei bravem Erscheinen – mit finanziellen Anreizen belohnt werden. Der Gedanke sei gewürdigt in allen Ehren, nach meiner Meinung ist der Ansatz indessen bereits deutlich verfehlt: Anreizbeschulung, Ausbau der Leistungsverwaltung bis zum Exzess kann keine Antwort für die erkannte Problemstellung darstellen. Vielmehr sollte das “Eltern sein” als das benannt werden, was es tatsächlich ist: Eine sehr anstrengende Angelegenheit, mit ungewissem Ausgang. Aber sicher auch als das schönste Abenteuer, das man sich vorstellen kann. Die Rahmenbedingungen, um dieses Abenteuer erfolgreich gestalten zu können, lassen sich tatsächlich verbessern. Aber nicht mittels dem Anreizsystem von staatlich organisierten Kursbesuchen, welche bereits die Anknüpfung an eine Grundvoraussetzung des Elternseins vermissen lassen: Der Prämisse nämlich, dass die Eigeninitiative, welche nicht auf eine Gegenleistung hofft, unabdingbar bleibt für eine möglichst erfolgreiche Elternschaft.