Szene in irgend einem Restauant. Die Handys liegen auf dem Tisch, surren und klingeln im Minutentakt, einmal schrill und keck, dann wieder melodisch, einmal ganz laut und plötzlich schnurrend wie eine Katze beim Mittagsschlaf. Das Gerät gleitet schnell zur Hand, das Gespräch beginnt. “Tschüss”, das Telefonat soeben beendet, und schon fliegen die Finger über die Tasten, gerade noch schnell eine Kurznachricht verschickt. Der Tisch mit zwei Gedecken wird zum Einzeltisch, das mobile Telefon ersetzt das Gegenüber, der Freund, der Bekannte oder die Ehefrau werden zur Dekoration, zur beiläufigen Gesellschaft, zur Teilnehmerin oder zum Teilnehmer an unserem omnipräsenten Austausch mit den Kontakten des elektronischen Telefonbuchs.
Wir nennen das Fortschritt. Der bewaffnete “Saloonbesuch” mit Colt aus den Zeiten des Wilden Westens im 19. Jahhundert ist tatsächlich Vergangenheit. Das Handy erschliesst niemanden. Zum Glück. Es sorgt nur vielfach dafür, dass wir weniger miteinander reden. Unser Mitteilungsbedürnis richtet sich zwar an die ganze Welt, aber nicht mehr an die Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung. Ob dieser Fortschritt tatsächlich ein Gewinn darstellt, darf durchaus kritisch hinterfragt werden. Sogar von jemandem, der sich der modernen Kommunikation bedient und einen eigenen blog schreibt.