Eine Wiler Primarschule will drei Weihnachtslieder aus ihrer Adventsfeier verbannen. Als Begründung für diesen Entscheid wird der Wille zur Rücksichtnahme gegenüber anderen Religionen und Kulturen angeführt.
Eine heute eingereichte Motion von drei SVP Kantonsräten will mit einer Anpassung des Volksschulgesetzes die Schulträger bestärken, namentlich die Weihnachtsfeier als wichtiges christlich-kulturelles Erbe zu pflegen. Persönlich habe ich die Motion mitunterzeichnet. Auch wenn nicht wegzudiskutieren bleibt, dass dem Vorstoss ein gewisser Populismus innewohnt, bleibt der Kern des Anliegens berechtigt: Die Nichtberücksichtigung von Liedgut wie “Fröhliche Weihnacht überall” oder “Go, Tell It on the Mountain” bei adventlichen Feierlichkeiten vor dem Hintergrund einer falsch verstandenen Rücksichtnahme auf andere Kulturen oder Religionen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Konkrete Reklamationen von Eltern vermögen den Entscheid noch viel weniger zu plausibilisieren. Ganz unabhängig vom durchaus legitimen Bedürfnis, unsere christlichen Wurzeln zur Weihnachtszeit wieder vermehrt ins Bewusstsein rufen zu dürfen, frage ich mich vor allem Folgendes: Wieso gehen wir bei gesellschaftlich relevanten Fragestellungen oft den Weg des geringsten Widerstandes? Wieso sind wir nicht bereit, klare Aussagen zu der Bedeutung von Weihnachten in einem abendländisch geprägten Land zu treffen und damit die Auswahl des Liedgutes einer “Jekami-Diskussion” zu entziehen. Dann gefallen halt die Lieder nicht jedem Agnostiker, Atheisten oder Andersgläubigen. Wo ist das Problem? Jeder soll nach seiner Überzeugung leben dürfen. Diesen Gedanken der Toleranz bemühen wir doch sonst so gerne. Mir gefällt im Übrigen auch nicht alles, was geschrieben, gesagt oder auch gesungen wird. Als liberaler Mensch kann ich damit umgehen. Mit falsch verstandener Rücksichtnahme habe ich hingegen Mühe. Und eine nicht ganz ernst gemeinte Bemerkung zum Schluss: Tatsächlich und zugegebenermassen gefällt mir auch das Lied, “Go, Tell It on the Mountain”, ganz besonders gut. Dann hätte man besser “O Tannenbaum” aus den Liederbüchern verbannt. Ein schrecklicher Text. Aber auch hier bleibe ich tolerant.