An der Eröffnung der 75. Olma hat der Messedirektor zu Recht auf den gesellschaftlichen Wert der Veranstaltung hingewiesen. “Verbrüderungen” zwischen den Degustationsständen, Entstehung neuer Freundschaften beim zweiten Glas Wein , das alles ist erlebbar und spürbar auf dem Messegelände, vor allem natürlich in den Hallen 4 und 5. Manchmal denke ich, just in den Herbstferien und während der Olma kehrt es zurück, das Stück Menschlichkeit nämlich, welches das Leben der Leute bereichert. Einfach ein gutes Gefühl, das sich breit macht, eine Welle der Solidarität, die den Besucher durchdringt und die Olma-Welt mit Jahrmarkt zwischen Spelterini-Platz und Langgasse zu einem paradiesischen Mikrokosmos mit “Zuckerwatte-Wohlfühlstimmung” mutieren lässt.
Die Menschen als freundschaftlich verbundene Wesen in kultiviert-festlicher Laune. Ein schöner Gedanke. Es gibt aber auch die andere Realität mit Szenen, welche den teils extensiven Alkoholkonsum der Festbesucher in den Vordergrund rücken: Menschen, die sich vor den Hallen übergeben, berauscht vom Gefühl des Moments. Oder pöbelnd und aggressiv sich ihren Weg durch die Besucherströme bahnen, ohne Rücksicht auf Verluste. Kein schöner Anblick und ein solcher, der gleichsam zum Nachdenken über Werte wie Anstand und Respekt anregt.
Der gleiche Augenblick, zwei unterschiedliche Wirklichkeiten. Eine Wanderung, welche beidseits des schmalen Grats das ganze Spektrum der menschlichen Gefühlswelt abbildet. Erlebbar an der Olma. Facettenreich wie das Leben selber.