Depeche Mode brachten Herzlichkeit und Ehrlichkeit in das Sittertobel, mit feinfühligen und subtilen Anspielungen auf den Zustand unserer Zeit, in welcher Polyamorie, Homosexualität und Transgender natürlichste Erscheinungen darstellten. Den Briten gelinge es mit ihrer integrativen Art, das Konsumverhalten der heutigen Gesellschaft zu kritisieren. So las ich es in einer Kommentarspalte.
Und hier wird es deutlich erkennbar: Ich habe meine limitierte Aufnahmefähigkeit anscheinend zu sehr der Übertragung des WM-Achtelfinal zwischen Uruguay und Portugal gewidmet und die philosophische Tragweite der Aussagen in den Texten des Open Air Aushängeschildes schlicht unterschätzt. Mein Fehler. Von meinem Standort – südlich zur Hauptbühne – betrachtet wirkten Depeche Mode für mich wie ältere Herren, die in der Vergangenheit tatsächlich nicht jedem Konsum abgeneigt blieben. Aber ich bin ein Musik Banause und sicher nicht zu einer fachlichen Beurteilung befähigt. Trotzdem: Schöne Aussagen. Eine tolerante Welt mit Respekt für die Umwelt und die Mitmenschen. Bischof Vitus Huonder würde wahrscheinlich nicht jede Aussage unterschreiben. Aber ich habe ihn auch nicht im Publikum erblickt. Die Kritik am Primat des Konsums finde ich hingegen spannend. Gerade im Kontext eines Festivals, das immer kommerzieller wird. Aber das Open Air St. Gallen blieb ein super Erlebnis mit wahnsinnig vielen unerwarteten und spannenden Begegnungen. Und nur schon deshalb einen Besuch wert. Oder nicht ganz ernst gemeint ausgedrückt: Da hat die Musik gar nicht gross gestört.