Der Bund hat den Start definiert: Mit dem Präsenzunterricht an den Volksschulen soll ab 11. Mai 2020 wieder gestartet werden.
Das Bildungsdepartement hat gestern Vormittag die Vorgehensweise im Kanton St. Gallen erläutert. Die Wiedereröffnung wird in zwei Etappen gegliedert: Die ersten vier Wochen erfolgt der Unterricht in Halbklassen, im Anschluss soll in den Normalbetrieb übergegangen werden.
Die Meinungen zum richtigen Umgang mit dem Virus sind geteilt. Den Einen gehen die Lockerungen zu schnell, die Anderen wünschen sich ein rascheres Tempo. Sprach man früher vom “Röstigraben”, gilt es heute wohl den “Corona-Riss” zu überwinden, der sich durch die Bevölkerung zieht und je nach persönlicher Meinung eine ganz unterschiedliche Beurteilung der Auswirkungen des Virus bzw. der Adäquanz von Massnahmen beinhaltet. Die Entscheide des Bundes andererseits stützen sich auf Aussagen von Virologen und Epidemiologen, welche ebenfalls teilweise differieren. Eine komplexe Situation, für alle Entscheidträger. Und natürlich auch für den Bürger, wenn es gilt, sich eine Meinung zu bilden.
Nachdem der Bund die Rahmenbedingungen für die Wiederaufnahme des Präsenzunterrichts definiert hat, bin ich nun persönlich enttäuscht von unserer St. Galler Regierung. Man kann immer darüber diskutieren, ob der Schulstart an sich zu früh passiert. Der Bund hat diese Beurteilung nun aber gemacht und es wäre jetzt Gelegenheit geblieben, konsequent zu handeln und bereits ab dem 11. Mai 2020 mit dem schulischen Normalbetrieb zu starten. Eine Staffelung mit Unterricht in Halbklassen führt – aus Elternsicht – zu erneut sehr schwierigen Situationen, wenn es darum geht, Beruf und Familie zu vereinbaren. Selbstverständlich hätte ein Start im Normalbetrieb die Anpassung von Sicherheitskonzepten zur Folge gehabt. Andere Kantone gehen indessen genau diesen Weg und entscheiden mutig. Klar, Mut und Übermut gilt es auseinanderzuhalten. Aber ich beurteile den kantonalen Weg unter einem anderen Aspekt: Bleiben die Sicherheitsbedenken tatsächlich zu gross, hätte man ganz grundsätzlich über den Zeitpunkt der Wiedereröffnung der Schule diskutieren müssen. Der Entscheid des Kantons ist nun bildlich gesprochen ein Zwitter, der viele Ansprüche unbefriedigt lässt. Und darüber hinaus werden die Herausforderungen für die Elternschaft – und wohl auch für die Lehrerschaft – nochmals verschärft, gerade bei Familien mit mehreren Kindern in unterschiedlichen Unterrichtsstufen. Aber wie erwähnt, diese Ausführungen sind eine rein persönliche Einschätzung. Und natürlich ende ich an dieser Stelle mit einer positiven Erkenntnis: Der Schule Goldach wird es einmal mehr gelingen, die kantonalen Vorgaben bestmöglich umzusetzen.
Herzlichen Dank an die Verantwortlichen der Schule Goldach und die gesamte Lehrerschaft für Ihren hervorragenden Einsatz!