Der Rundschlag von Thomas Müller im St. Galler Tagblatt von vergangenem Freitag hat grosse Wellen geworfen. Seine Aussagen sind teilweise überspitzt und überzeichnet. Thomas Müller ist kein Mann der leisen Töne. Er spricht Klartext und bewirtschaftet politischen Themen, die eigentlich einen sensiblen Umgang bedingen.
Ich habe Thomas Müller in den vergangen Monaten besser kennenlernen dürfen. Er bleibt in seiner Art authentisch und belebend. Die Beschreibung eines “gesunden Rassismus” finde ich hingegen deplatziert und verfehlt. Rassismus ist nie gesund, ganz egal in welcher Ausprägung. Wenn er diese Wortwendung verwendet, bleibt dies wie ein Oxymoron, ein Widerspruch in sich. Schade.
Einige Inhalte im Interview von Thomas Müller verdienen nämlich durchaus Beachtung. So bleibt es nach meine Auffassung in der Tat notwendig, von den Zugewanderten – egal welcher Religion – klare und intensive Integrationsbemühungen zu verlangen. Ein Bleiberecht sollte mit diesem staatlichen Anspruch verbunden werden. Andernfalls verraten wir unsere Werte zugunsten einer Gesellschaft der Beliebigkeit und Orientierungslosigkeit. Die Religionsfreiheit bleibt dabei völlig unbenommen. Die Frage, ob der Islam als Religion eine staatliche Anerkennung erlangen soll, ist meines Erachtens indessen zweitrangig. Integration passiert nicht über den Erwerb eines bestimmten Status, sondern ist eine Frage der individuellen Einstellung sowie der Rahmenbedingungen, welche ein Land zur Verfügung stellt. Hier muss es durchaus unser Interesse bleiben, den Zugewanderten geeignete Angebote zu ermöglichen, damit eine Eingliederung wirklich stattfinden kann. Dabei darf ebenfalls nicht vergessen werden, dass die Integration in den allermeisten Fällen funktioniert. Eine pauschale Vorverurteilung der Muslime oder Zugewanderten als “nicht-integrationswillig”, erachte ich als unzulässig. Ich bin mir aber auch sicher, dies war nicht die Absicht von Thomas Müller.