Gemäss einem Bericht von “20 Minuten” ermuntert der Schweizer Rückversicherer Swiss Re seine Mitarbeitenden in einem internen Dokument, Worte wie “Ehemann” oder “Ehefrau” zu vermeiden und nur dann von “Heirat” zu sprechen, falls diese Wortwahl nicht diskriminierend gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften wirken könnte. Dabei soll der generelle Einsatz von geschlechtsspezifischen Pronomen oder Familienbezeichnungen wie “Mutter”, “Vater”, “Bruder”, “Tante” oder “Onkel” vermieden werden, ausser es könne mit Sicherheit festgestellt werden, dass diese Bezeichnungen vom Adressaten bevorzugt werden und – als kumulative Voraussetzung – niemanden ausschliessen.
Das interne Schreiben ist anscheinend Teil des Programms “Diversity and Inclusion”. Als ich den Artikel las, stellte ich mir ernsthaft die Frage, ob wir als Gesellschaft nicht langsam spinnen – sie verzeihen die profane Wortwahl -, wenn eine Mutter oder eine Tochter im Gespräch nicht mehr als solche bezeichnen werden soll, sondern aus Angst vor Diskriminierung anderer Gesprächsteilnehmer bzw. vor dem Hintergrund einer falsch verstandenen Gleichstellungs- und Genderdiskussion eine Sprache zu verwenden ist, welche auf den Einsatz von geschlechtsspezifischen Beschreibungen verzichtet.
Um es vorweg zu nehmen: Ich empfinde Diskriminierungen jeglicher Art als stossend und Minderheiten verdienen unseren Schutz, unseren Respekt und die gesellschaftliche Anerkennung. Aber was hat diese nach meiner Meinung absurde Weisung mit dem Respekt vor unterschiedlichen Lebensformen, geschlechtsspezifischen Orientierungen bzw. Präferenzen und Ausrichtungen zu tun? Bedienen wir mit dieser falsch verstandenen “political correctness” nicht genau jenen Populismus, welcher einfache Antworten auf komplizierte Fragen sucht? Eine Heirat zwischen Angehörigen unterschiedlichen Geschlechts in einem abendländisch geprägten Land nicht mehr beim Namen nennen zu dürfen, bleibt für mich Ausdruck einer Gesellschaft, die ihre Werte und Qualitäten unter dem Deckmantel der Gleichschaltung zunehmend in Frage stellt. Was gibt es Schöneres, als eine “Mutter”, ein “Vater”, ein “Bruder” oder eine “Tochter” zu sein? Wen verletze oder diskriminiere ich in dieser Eigenschaft? Akzeptieren und vor allem respektieren wir die unterschiedlichen Lebensformen.
Anscheinend hat die interne Weisung bei Swiss Re Anklang gefunden. Eine persönliche Karriere bei dieser Firma schliesse ich daher für die Zukunft eher aus. Ich glaube, ich würde schlicht aus Protest einen übertrieben prononcierten Einsatz von geschlechtsspezifischen Pronomen oder Familienbezeichnungen nicht unterlassen können. Ja ich weiss, das ist kindisch. Und vielleicht spinne auch nur ich..