portrait dominikgemperli web3 - ... vor der Moral

Domimik Gemperli

Ich bin Goldacher - Sie auch? Stöbern Sue durch meinen Blog!

Kennen Sie dieses Gefühl? Vom Hunger getrieben, suchen Sie die nächste Imbissbude auf. Bei mir traf es gestern Mittag eine Metzgerei im Stadtzentrum mit allen denkbaren Wahlmöglichkeiten, die das Herz begehrt: Schnitzelbrot, Hamburger, Pouletbrust, Currywurst, eine klassische Olmabratwurst oder ganz einfach ein Fleischkäse im Brot.

Die Entscheidung ist schnell getroffen. Nur die Schlange vor mir ist lang. Viel zu lang. Ich denke an die Briten, die das “Warten” in Reih und Glied nicht als Herausforderung betrachten, sondern als Volkssport sehen. Unvorstellbar, zumindest für den Augenblick. Immerhin, es geht vorwärts, nur noch ein Kunde ist näher am ersehnten Stück Fleisch. Um die Vegetarier an dieser Stelle zu beruhigen, ich arbeite an meinen Gewohnheiten. Allerdings noch mit übersichtlichen Erfolgsmomenten. Und nicht zu vergessen, ich stehe vor einer Metzgerei, was den Genuss veganer Bekömmlichkeiten situationsbedingt eigentlich ausschliesst.

Der nette Mann vor mir ist nicht in Eile, der Bestellvorgang zieht sich hin zu einer gefühlten Ewigkeit. Nicht ein simpler Hamburger darf es sein, nein, zusätzlich sind zwei Portionen Fritten gefällig, bitte goldbraun gebraten. Und ein Salat wird gewünscht, natürlich, wobei hier die Saucenwahl zur Seinsfrage verkommt. Meine Ungeduld wächst, ich denke mir, bestell doch irgendwas, ich übernehme heute die Rechnung für den Hamburger, die Wurst, den ökologisch angebauten Bio-Riegel, egal, ich sterbe vor Hunger. Aber alles beten und betteln nützt nichts, die Ruhe im Handeln scheint sein Prinzip. Und ab diesem Moment gewinnt ein Anflug von Wut die Überhand und ich erkenne Absicht und Boshaftigkeit in seiner Unschlüssigkeit. Mit einem kurzen Blick auf seine durchaus stattliche Silhouette meine ich mich sagen zu hören, ein simpler Salat hätte wohl bei den bestehenden Reserven genügt. So ein Gedanke, das geht wohl gar nicht . Selber wohlgenährt, weiche ich erschrocken vor mir selber zurück.  “Das Fressen kommt vor der Moral”, so hat es Berthold Brecht einst ausgedrückt. Und er hatte wohl Recht. Leise schäme ich mich für meine Ungeduld und moralische Fehlbarkeit. Um beisse trotzdem bald freudig in das Schnitzelbrot.

2 Antworten

    1. Sehr geehrter Herr Widmer

      Vielen Dank für Ihre Mitteilung und Frage. Mit dem Blog ergibt sich die Möglichkeit für mich, aus einer individuellen Perspektive bestimmte Themen oder Ereignisse zu kommentieren. Neben sachlichen Beiträgen entstehen auch Geschichten zu alltäglichen Erlebnissen, die unterhalten oder auch zum nachdenken anregen wollen. Dadurch entsteht möglicherweise auch ein persönlicherer Bezug zu mir, der über meine Funktion hinausreicht. Das ist durchaus erwünscht.

      Ich kann indessen nicht den Anspruch hegen, dass meine Beiträge allen gefallen. Das Lesen ist komplett freiwillig. Ich freue mich indessen sehr, Sie zu meiner Leserschaft zählen zu dürfen.
      Mit freundlichen Grüssen und den Wünschen für den besten Wünschen für ein schönes Wochenende, Dominik Gemperli

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