Weihnachten steht bald vor der Tür. Kaum zu glauben, wie schnell die Zeit verflogen ist. Geschwindigkeit und rasches Handeln wird meist mit positiven Attributen verbunden. In unserem Leben bleibt wenig Platz für die Langeweile oder die Langsamkeit.
Sten Nadolny hat die Geschichte „die Entdeckung der Langsamkeit“ verfasst. Dieser preisgekrönte Roman über den englischen Nordpolfahrer John Franklin ist eine Hymne auf die schwierige Kunst, dem Leben einen gemächlicheren, aber wahrhaftigen Rhythmus zu verleihen. Der mit einer sonderbaren Behinderung handicapierte Schiffskapitän und Abenteurer Franklin ist eher langsam im Sprechen und im Denken. Aufgrund dieser Langsamkeit hat er auch immer wieder Schwierigkeiten, mit der Schnelllebigkeit seiner Zeit Schritt zu halten. Diesen Nachteil kompensiert er mit der Gabe, den Dingen mit grosser Beharrlichkeit bis ins Detail auf den Grund gehen zu wollen. Wo andere sich mit wortgewandter, aber oberflächlicher Analyse begnügen und mit ihren Schlussfolgerungen oft falsch liegen, reüssiert der Titelheld mit behäbiger, aber tiefgründiger Vorgehensweise.
Wir Menschen neigen zu einem schnellen Rhythmus. Kaum ist die eine Arbeit beendet, steht bereits die nächste Herausforderung vor der Tür. “Inne halten” ist kaum möglich, so denken wir. Dies ist der Lauf der Zeit. Über die Festtage allerdings verlangsamen wir unser Tempo. Für einige Tage zwar nur, aber immerhin. Indem wir an Geschwindigkeit verlieren, gewinnen wir gleichzeitig an Zeit, über das Wesentliche im Leben nachzudenken. Und möglichweise einen tieferen Sinn im eigenen Leben wieder zu entdecken, wie John Franklin auf seiner Reise? Eigentlich gar kein schlechter Gedanke. Und passend zur Weihnachtzeit.
Ich wünsche Ihnen allen eine gesegnete Weihnachtszeit – mit besinnlichen und fröhlichen Momenten.